Cherokee
 

Cherokee


Cherokee ist die Hauptstadt des Reservats der Cherokee Indianer. Als die Cherokee Indianer wegen des Goldfundes in Georgia im 18. Jh. nach Oklahoma vertrieben wurden (Trail of Tears), versteckte sich ein Teil der Cherokee in den Bergen der Smokey Mountains. Hier wurde dann später auch das noch heute gültige Reservat eingerichtet. Man spürt aber überall, dass die Nachkommen imer noch eine Wut auf die Behörden haben. Die Stadt Cherokee ist sehr touristisch und hat auch ein riesiges Casino. Man findet aber auch historisch sehr intressante Angebote. Das Cherokee Museum, the Indian Village oder offizielle Handcraft Shops.

In der Stadt angekommen, fährt man an vielen bunten Läden und Schaustellen vorbei, und an jeder Ecke wird laut gesungen, getrommelt oder geworben. Im heimischen Visitor Center werden uns Broschüren und Prospekte über Museen in die Hand gedrückt und mit knappen Worten und vielen „Yes, Sir!“s und „No, Mam“s erklärt man uns die Gegend und den schönsten Campingplatz. Nachdem wir einen Platz auf dem Campground KOA für eine Nacht gebucht haben, fahren wir mit dem Motorhome in die Stadt und laufen zu zwei mitten im Fluss gelegene Inseln, auf denen Indianer ihre Kultur näher erklären und Fragen beantworten. Dafür hat man ein grosses Feuer angezündet und rundherum Holzbänke für die Zuschauer aufgestellt, welche auch zahlreich erschienen sind. Wir ergattern gerade noch zwei Plätze, drei von uns müssen stehen. Gebannt hören alle dem Indianer zu, der in der Mitte vor dem Feuer steht und lachend und gestikulierend spricht. Er beantwortet alle Fragen, die Zuschauer an ihn stellen, und mit der Zeit verlieren die Leute ihre Scheu und es werden viele Fragen in die Runde geworfen. Die Fragen sind alle interessant und der Cherokee-Indianer formuliert die Antworten sehr ausschweifend und fechtet Geschichten und Tatsachen gleich mit ein. Für Vanessa und Arno ist es leider nicht so spannend, da Englisch gesprochen wird, und  die umherschwirrenden Glühwürmchen werden schnell zum Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit.

Die Fahrt von McCormick nach Cherokee führt durch viele Wälder und an Feldern vorbei. Je näher man dem Gebiet der Cherokee kommt, desto hügeliger wird die Landschaft und kurviger die Fahrt.

Für die, die Englisch können, sind die Antworten vom Indianer sehr interessant. Er erklärt zum Beispiel, dass das „Uhuhuhuhuhu“ mit Hand vor dem Mund, von Produzenten in Filmen als Triumphschrei nach einer gelungenen Jagd oder einem gewonnenen Kampf dargestellt wird. So hat sich das natürlich schnell verbreitet und heute wird genau dieser Ausruf meistens als typisches Indianermerkmal verwendet. In Wahrheit hat dieser Ausruf jedoch überhaupt nichts mit Triumph oder Freude zu tun. Im Gegenteil; Er wurde früher nach einem Krieg von Indianer-Frauen dazu verwendet, Schmerz über einen verstorbenen oder gefallenen Mann, Bruder, Freund oder Sohn zu äussern. Er sagt eigentlich Schmerz, Leid und Trauer aus, also keine Spur von Triumph. Auch spricht der Indianer: „Ihr sagt stolz: ‚unsere U.S.A.’ Doch wenn ihr meinen Schmerz und meine Wut dabei fühlen würdet, brächtet ihr es nicht mehr über eure Lippen.“

Auch, dass Indianer nur in ihrem eigenen Clan heiraten dürfen, ist ein Hollywood-Märchen. Der eigene Clan ist wie eine Familie. Also wenn ein Indianer eine Frau aus seinem Clan anschaut, schaut er sie aus den Augen eines Bruders an.  Sucht er eine Ehefrau, wandert er zu den anderen Clans und wenn er eine gefunden hat, die ihm gefällt, wirbt er um sie und fragt sie, ob sie seine Frau sein will. Sagt sie ja, wechselt er seinen Wohnort und nimmt damit ihren Clan als seine neue Familie an.

Nach der kleinen Einleitung und dem Frage-Antworte-Spiel wären eigentlich die Legenden und Geschichten der Indianer der nächste Punkt auf ihrem Programm, da Vanessa und Arno aber nichts verstehen und es für sie langweilig ist, beschliessen wir, zum Motorhome zurückzulaufen.

Wieder zurück auf dem Campingplatz, schläft Arno schnell ein und wir packen noch die Geschenke ein und schreiben eine Karte für ihn, denn am nächsten Tag ist der 24. Juli und Arno feiert seinen zehnten Geburtstag!

Am Morgen ist er schon vor mir auf den Beinen und ist ganz aufgeregt, denn das von Vanessa zubereitete Frühstück und die Geschenke stehen schon bereit. Von Mami & Papi bekommt er eine Karte, weitere 20 Dollar Feriengeld und 10 kleine Geschenke. Von seinem Grösi 55 Dollar und ebenfalls eine Karte. Von mir bekommt er im Laufe des Tages eine Steinschleuder und ein Plüschtier mit riesigen Augen.

Um das zu kaufen, habe ich reichlich Gelegenheit, denn wir wandern von Shop zu Shop. Zuerst fuhren wir jedoch zu einem Indian Village, ein indianisches Dorf, das für Besucher nachgestellt worden war, und in dem Indianer verschiedene Arbeiten gerade machen und den Zuschauern zur Schau stellen. Die Tour wird von einer ein bisschen verschlafenen (Am Tag zuvor war Samstag; „Uusgang“) Indianerin geführt, die alles in sehr klarem und gutem English erklärt. Da wir früh am Morgen gekommen sind, ist in unserer Gruppe nur eine weitere Familie und wir können die Indianerin bitten ein bisschen langsamer zu sprechen, um für Vanessa und Arno übersetzen zu können. Es ist sehr interessant zu sehen wie Indianer arbeiten.

Um einen kleinen Korb zu flechten, benötigt eine Indianerin ca. 3 Tage. Aber um das Material dafür zu schaffen, braucht sie 2-3 Monate, denn sie schleift jeden einzelnen Flecht-Streifen mit einem Messer aus einem Schilfrohr. Dementsprechend sind schon kleinste Körbe relativ teuer, aber wenn man gesehen hat, wie sie hergestellt werden, kann man den hohen Preis gut verstehen. Auch werden dort Pfeile und Blasröhrchen von einem Indianer hergestellt und gerade auf eine  Zielscheibe geschossen. Man sieht, dass das Zielen mit einem grossen Blasrohr eher schwierig ist, und man auf keinen Fall Raucher sein sollte.

Danach ist es Arno’s Tag. Da er so viel Geld geschenkt bekommen hat, entscheidet er sich für die vielen Läden und ab jetzt wandern wir, wie schon gesagt, von Shop zu Shop. Seine Brieftasche wird auch schnell dünner, denn wenn man genauer schaut, findet man viele schöne und originale Gegenstände. Das meiste Zeug ist kitschig und kommerziell, aber eben: Man muss genauer hinschauen. Den Mittag verbringen wir in einem kleinen Café, aus dem man perfekte Aussicht auf ungeschickte River-Tuber hat.  Beim sogenannten River-Tubing sitzt oder liegt man auf einem Ring und lässt sich vom Wasser den Fluss hinunter treiben. Der Fluss ist aber versetzt mit Steinen und wilden Strudeln, die das ruhige Dahintreiben schwierig machen. Bei unserem Restaurant ist gerade eine seichte Strecke und man kann aus dem Balkon gut gestrandete Wale und verzweifelte Versuche aus dem engen Ring rauszukommen, beobachten. Diese Unterhaltung ist beim Preis des Essens nicht miteingerechnet wie es scheint, denn es ist eher billig. Nach ein paar weiteren Stunden Shoppens und ungeduldigen Wartens männlicher Seite, ziehen wir wieder zurück in unser Motorhome. Beim Zurücklaufen fällt uns noch ein kleiner Leder-Laden auf und da Papi noch ein Dollar-Portemonnaie braucht, steuern wir direkt darauf zu. Mami findet dort auch gerade ihr Geburtstagsgeschenk: Eine originale, grosse Indianertrommel. Der Verkäufer hat eine Tochter namens Claudia und ist „uuu“ freundlich. Er ist ebenfalls ein Indianer, jedoch von einem anderen Ort. Er schenkt Vanessa einen violetten Traumfänger, Arno einen Indianer-Pfeil und mir ein Paar Ohrringe. Mit unserer Beute kehren wir zurück zum Campground. Da es schon so spät ist, buchen wir noch eine zweite Nacht auf dem KOA Campingplatz. Es ist Sonntag und die meisten Amerikaner sind übers Wochenende schnell campen gegangen und jetzt wieder heimgefahren. Das kommt uns zu gute und wir können auf einen der vordersten Plätze wechseln.. Die Sanitären Anlagen sind nicht so sauber wie sonst für KOA Campgrounds üblich, dafür bietet er ein riesiges gelbes „Gumpi-Kissen“, das uns Kindern und am Mami sehr viel Spass macht.  Nach der zweiten Nacht fahren wir weiter und tiefer in die Great Smokey Mountains hinein. Der nächste Stop ist Elkmont.



Geschrieben von Laura (14 Jahre)